Soziales Setting der HybrIDD-Veranstaltung

Zu dem sozialen Setting zählen wir die Gruppenmerkmale, die Gruppendynamik, die Methoden und Sozialformen sowie die Rollen der Studierenden und Lehrpersonen, welche den HybrIDD-Raum auf sozial-interaktiver Ebene konstituieren.
- Mit Gruppenmerkmalen meinen wir etwa die Gruppengröße und die jeweilige Anzahl der vor Ort und online Teilnehmenden, aber auch die Internationalität und die unterschiedlichen Medienkompetenzen innerhalb der Gruppe.
- Unter Gruppendynamik begreifen wir die Beziehungen innerhalb der Gruppe und die impliziten Gruppennormen, die Auswirkungen auf das Lernen haben können.
- Methoden verstehen wir als das Wie des Lehrens. Sie sind eng mit Sozialformen verknüpft, zu denen wir u.a. Frontalunterricht, Plenum, Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten zählen.
- Die Rollen der Beteiligten konstituieren sich im sozialen Miteinander. Sie können bewusst und aktiv eingenommen oder zugewiesen werden.

"Im Sinne der Ko-Kreation wird die Gestaltung von [hybriden] Lernräumen als soziales Unterfangen und gemeinsam geteilte Verantwortung von Lehrperson und Lernenden begriffen."
(Hümmer et al., in Erscheinung)
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In Bezug auf Gruppenmerkmale, erscheinen die Anzahl der Teilnehmenden, deren jeweilige Vertrautheit sowie die Heterogenität der Teilnehmenden Einfluss auf die Durchführung von synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings zu nehmen: So kann in einer kleineren Gruppe, in der sich die Studierenden bereits vorab kennen oder Möglichkeiten in der Lehrveranstaltung erhalten, sich vertraut zu werden, schnell ein offener und vertrauensvoller Modus in der Zusammenarbeit hergestellt werden. Hingegen fordern insbesondere in internationalen Gruppen die unterschiedlichen Hintergründe, Lebenswirklichkeiten und -läufe der Studierenden die gemeinsame Zusammenarbeit im synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting, obgleich sie für die Lernerfahrung bereichernd sind. Auch die jeweiligen Medienkompetenzen können Einfluss auf die Interaktion im synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting nehmen. Entsprechend erscheint es bedeutsam, die beschriebenen Aspekte in der Gruppe möglichst transparent anzusprechen, um gemeinsam einen Umgang zu entwickeln. So können etwa explizit experimentelle Erfahrungsräume für ein Ausprobieren von digitalen Tools und Medientechnik geschaffen werden, um die Medienkompetenzen der Studierenden zu entwickeln.
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In synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings können zahlreiche Methoden wie Vorträge, Demonstrationen von Experimenten, Portfolio- und Projektarbeit, Lernzirkel und World-cafés zur Anwendung kommen. Diese werden in unterschiedlichsten Sozialformen, u.a. als Frontalunterricht, Gruppen- und Teamarbeiten sowie Diskussionen im Plenum durchgeführt. Sowohl Methoden als auch Sozialformen können so durchgeführt werden, dass vor Ort Teilnehmende ausschließlich mit vor Ort Teilnehmenden zusammenarbeiten und online Teilnehmende nur mit online Teilnehmenden kollaborieren. Oder sie können ortsübergreifend zwischen allen Teilnehmenden stattfinden, was jedoch didaktisch-methodisch herausfordernder umzusetzen ist.
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Das synchron-hybride Lehr-Lern-Setting ist zu Beginn neu für viele Studierende. Entsprechend wissen diese oft nicht, wie sie sich in der hybriden Zusammenarbeit verhalten sollen. Hilfreich kann hier die gemeinsame Aushandlung von Gruppennormen wirken. Dies kann etwa zu Beginn des Semesters über die Entwicklung eines Code-of-Conduct erfolgen. In diesem Zusammenhang kann gemeinsam mit den Studierenden über die Herausforderungen des jeweiligen Teilnahmemodus (online und vor Ort) gesprochen werden und Lösungsansätze festgelegt werden. So kann etwa thematisiert werden, dass die Studierenden bei einer online Teilnahme aktiv am Lerngeschehen teilnehmen sollten, weil sie nicht nur passive Zuhörende/Zusende sein sollten. Dies kann nämlich die Lernerfahrung für alle Teilnehmenden negativ beeinflussen. Eine aktive Teilnahme setzt z.B. voraus, dass die online Teilnehmenden allzeit sicht- und bei Bedarf hörbar sind. Oder es kann darüber gesprochen werden, wie Kommunikationsbarrieren aus dem Weg geräumt werden können. So kann sich die Gruppe darauf einigen, gemeinsam darauf zu achten, ob Teilnehmende Anstalten machen, sich einzubringen. Dies bedeutet auch, die Lehrperson und Mitstudierenden auf ein virtuelles "Hand heben" oder im Chat Geschriebenes aufmerksam zu machen. Den Code-of-Conduct gilt es über das Semester hinweg immer wieder zu reflektieren und ggfs. neu auszuhandeln und einzuüben.
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Um die Gleichwertigkeit der Teilnahmeerfahrungen zu ermöglichen, nehmen Lehrpersonen eine Vermittlungs- und eine moderierende Rolle zwischen den vor Ort und online Teilnehmenden ein. Gleichzeitig lässt sich im synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting ein Wandel des Rollenverständnisses der Lehrpersonen hin zu einer Lernbegleitung ausmachen. Es geht den Lehrpersonen nicht mehr um die reine Wissensvermittlung, sondern um die ko-kreative Gestaltung und Bearbeitung von Lerninhalten. Entsprechend nehmen die Studierenden zunehmend die Rolle von ko-kreativen Akteur:innen im synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting ein: Sie bauen das medientechnische Set-up auf, ordnen je nach didaktisch-methodischer Zielsetzung das Mobiliar und die Medien im Seminarraum um und werden ko-moderierende etwa in Gruppenarbeiten oder bei Diskussionen im Plenum tätig.
Von Studierenden für Studierende: Tipps für eine gelingende Teilnahme an synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings
Wir haben unsere Studierenden gefragt, welche Empfehlungen sie anderen Studierenden geben würden, damit die Teilnahme an synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings gelingen kann. Dies haben Sie geantwortet:
Um Studierende auf die ko-kreative Zusammenarbeit im HybrIDD-Raum vorzubereiten, haben wir ein Training entwickelt.
Dieses richtet sich an (internationale) Studierende der JMU, die synchron-hybride Lehr-Lern-Settings an der Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung besuchen und wird entsprechend immer zu Beginn des Semesters lehrveranstaltungsübergreifend durchgeführt. Eingeplant werden hierfür 90 Minuten. Das Training wird im HybrIDD-Raum durchgeführt, wobei Studierende online teilnehmen können, wenn sie im eigenen Zuhause eine ruhige Lernumgebung und entsprechende Medientechnik aufweisen.
Das Training wurde folgendermaßen gestaltet.
Für das Training haben wir eine PowerPoint-Präsentation entwickelt.
Wir freuen uns, wenn die entwickelten Materialien weiter genutzt werden oder als Impulse zur eigenen Entwicklung von Materialien genutzt werden.
Breitschwerdt, L.; Hümmer, C. & Egetenmeyer, R. (2024). Gestaltungsanforderungen hybrider Settings in der Hochschullehre aus der Perspektive von Studierenden. Bildungsforschung. 30(1). https://doi.org/10.25539/bildungsforschung.v30i1.1029
Breitschwerdt, L.; Hümmer, C.; Egetenmeyer, R. (submitted). Online and on-site participation in synchronous hybrid settings. Reasons from the perspective of higher education students. Higher education.
Breitschwerdt, L.; Hümmer, C.; & Egetenmeyer, R. (in Vorbereitung). Umsetzung synchron-hybrider Settings an Hochschulen. Ein Erfahrungsbericht zur Ermöglichung ko-kreativer synchron-hybrider Lehr-Lern-Settings im Hochschulkontext. In Schmidt-Lauff S. (Hg.), (Trans-formative) Digitale Kompetenzen – Entwicklungen für Hochschule, Studium und Gesellschaft (S. NN). Wbv.
Foraster, M. J.; Egetenmeyer, R.; Soler-Gallart, M.; de Aguileta, A. L.; Flecha, R. (2023). Soler, Egetenmeyer, Lopez, Flecha (2023). Dialogic teaching beyond words. Multidisciplinary Journal of Educational Research, 13 (3), pp: 313 –324. DOI: https://doi.org/10.17583/remie.12867
Hümmer, C.; Egetenmeyer, R.; Flecha, R. & Soler, M. (2024). Dialogisches Lehren jenseits von Worten – Forschungsergebnisse zu kommunikativen Handlungen in der hybriden Lehre. Erwachsenenbildung. Vierteljahresschrift für Theorie und Praxis. 70, 02, S. 68-71.
Hümmer, C. & Egetenmeyer, R. (in preparation). More than just a question of media technology? The design of Hybrid Learning Spaces. A literature review on current empirical findings in the German higher education landscape.
Hümmer, C.; Breitschwerdt, L.; & Egetenmeyer, R. (in Vorbereitung). Hybride Lernräume als translokale relationale (An)Ordnungen und ko-kreative Konstrukte. Theoretische Annäherungen an hybride Lernräume über die Raumsoziologie, den kommunikativen Konstruktivismus und die Hochschuldidaktik. In Schmidt-Lauff S. (Hg.), (Transformative) Digitale Kompetenzen – Entwicklungen für Hochschule, Studium und Gesellschaft (S. NN). Wbv.
Hümmer, C.; Breitschwerdt, L.; & Egetenmeyer, R. (in preparation). Students' perspectives on the social organisation of international Hybrid Learning Spaces – a qualitative analysis.
Hümmer, C.; Breitschwerdt, L. & Egetenmeyer, R. (in preparation). Forms of Hybrid Learning Spaces in Higher Education - a qualitative analysis.

