Veranstaltungssetting der HybrIDD-Veranstaltung

Unter der Dimension Veranstaltungssetting werden Merkmale gefasst, die dem HybrIDD-Raum einen materialen und digitalen Rahmen geben. Hierunter fallen die spezifische Kombination von Orten, an welchen sich die Teilnehmenden befinden sowie die genutzten analogen und digitalen Medien. Diese können in jedem synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting unterschiedlich ausgestaltet und arrangiert werden.
- Orte werden begriffen als geographisch bestimm- und körperlich erfahrbar. Durch ihren jeweiligen Zuschnitt und das individuelle Arrangement von Gegenständen (z.B. Tischen und Stühlen) geben Orte (Un-)Möglichkeiten für Lernen vor.
- Unter Medien verstehen wir Träger von Informationen oder kommunikative Systeme, die Zeichen mit dem Ziel der Informationsübertragung erzeugen, übertragen, speichern oder verarbeiten und in abbildhafter oder symbolischer Form präsentieren. Während sich analoge Medien durch stoffliche Materialität auszeichnen (z.B. ein Buch), beruhen digitale Medien auf computerbasierten Informationsprozessen (z.B. eine Lernplattform oder ein Smartphone).

"Pedagogy Drives Technology"
(Bell et al., 2014, p. 81)
-
Die Anordnung von Orten, digitalen und analogen Medien muss so gestaltet werden, dass ortsübergreifende Interaktionen zwischen allen Beteiligten stattfinden können und Studierenden - egal von wo aus sie an dem synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting teilnehmen - nicht benachteiligt werden. Dazu muss die gegenseitige Hör- und Sichtbarkeit aller Teilnehmenden gesichert werden. Entsprechend müssen die einzelnen medientechnische Komponenten (wie z.B. Smartboard, Kameras, Audio und Mikrophone) miteinander verbunden werden.
-
Die ortsübergreifende Zusammenarbeit im HybrIDD-Raum wird durch den zusätzlichen Einsatz von digitalen Endgeräten (z.B. Tablets), Tools (z.B. Mural oder Padlet) und Software (z.B. die an der JMU lizenzierte Videokonferenzsoftware Zoom) gesichert. Auch analoge Medien wie Flipcharts oder Moderationskarten kommen zur Anwendung, müssen jedoch abgefilmt oder fotografiert werden, damit sie auch den online Teilnehmenden zur Verfügung stehen. Die ortsübergreifende Zusammenarbeit wird neben der Medientechnik auch durch eine flexible räumliche Anordnung des Mobiliars gefördert: Die angeschafften Fünfecktische von EinrichtWerk können etwa für die ortsübergreifende Kleingruppenarbeiten ad hoc neu angeordnet und als Gruppentische formiert werden, um dann jeweils mit Tablets ausgestattet zu werden, mit deren Hilfe sich die Teilnehmenden in Breakout-Sessions gegenseitig sehen und hören können. Zudem kommen modulare Multifunktionsmöbel von Xbricks zur Anwendung: Unter Rückgriff auf diese lassen sich in den Sommersemestern sogar synchron-hybride Lehr-Lern-Settings entwickeln, bei denen die vor Ort Teilnehmenden vom Vorgarten des Gebäudes, in dem die Lehrveranstaltung stattfindet, am Lehrgeschehen teilnehmen können.
-
Eine Anordnung von Orten und digitalen und analogen Medien zu entwickeln, die keinen der Teilnehmenden benachteiligt, setzt auch voraus, zu bedenken, welche Infrastruktur und medientechnischen Voraussetzungen Aufseiten der Studierenden vorliegen. Insbesondere in international durchgeführten synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings kann es hierbei zu Herausforderungen kommen. Wichtig ist dann, dass die Studierenden infrastrukturelle Probleme gut kommunizieren, sodass sich die Lehrperson auf entsprechende Gegebenheiten einstellen kann.
-
Ein synchron-hybrides Lehr-Lern-Setting anzuordnen, stellt hohe Anforderungen an die Lehrpersonen. Neben der Vermittlung von Wissen und der Begleitung von Lernprozessen müssen diese nun auch Medientechnik aufbauen und sinnhaft navigieren können. Dies kann überfordernd wirken. An der JMU Würzburg gehen wir hingegen davon aus, dass die Verantwortung für das medientechnische Gelingen eines synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings nicht bloß von der Lehrperson zu tragen ist. Vielmehr unterstützen unsere Studierenden die medientechnische Durchführung der HybrIDD-Veranstaltung ko-kreativ, indem sie zu Beginn der Lehrveranstaltung etwa das Smartboard hochfahren, die Monitore und die Audio anschalten und sich in die Videokonferenzsoftware einloggen. Zudem werden explizite Gruppenregeln für die ortsübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation im synchron-hybriden Lehr-Lern-Setting erarbeitet. So machen etwa die Studierenden die Lehrperson darauf aufmerksam, wenn etwas in den Chat geschrieben wurde oder einer der online Teilnehmenden etwas sagen möchte. Dies erfordert sowohl eine Einführung der Studierenden in die Medientechnik als auch eine gemeinsame Aushandlung von Gruppenregeln (siehe soziales Setting). Zudem müssen die einzelnen Schritte des medientechnischen Navigierens (Aufbau, Einschalten, Einloggen, Ausschalten und Abbau) transparent gemacht werden, damit die Studierenden im Zweifelsfall immer wieder zu diesen zurück kommen können (siehe Materialien zur weiteren Nutzung).
-
Insgesamt wird deutlich, dass immer erst didaktische Überlegungen erfolgen sollten, bevor Medientechnik angeschafft oder für eine Lehrveranstaltung angeordnet wird. So ist etwa zu klären, welche Lehr-Lern-Ziele in welchem Lehrformat angestrebt und wie die Aneignung von Lerninhalten methodisch ermöglicht werden sollen. Je interaktiver nämlich ein synchron-hybrides Lehr-Lern-Setting gestaltet werden soll, desto komplexer kann der medientechnische Aufbau sein. Ein rein unidirektionales Vermitteln von Wissen, im Zuge dessen die Studierenden vor allem eine rezeptive Rolle einnehmen, erfordert hingegen kein fundiertes medientechnisches Set up. Entsprechend lohnt es sich, zunächst einen Blick auf die Wissensdimension und das Soziale Setting zu werfen, bevor medientechnische Überlegungen erfolgen.
Und was sollte man außerdem unbedingt noch bedenken, wenn man selbst einen Raum an der Hochschule mit Medientechnik ausstatten möchte?
Prof. Dr.'in Regina Egetenmeyer und Dr.'in Lisa Breitschwerdt geben wertvolle Hinweise zur Gestaltung eines HybrIDD-Raums:
"Der Veranstaltungsraum befindet sich auf einem größeren Campus an der JMU in einem Gebäude, in dem sich weitere Veranstaltungsräume, eine Teilbibliothek und Büroräume befinden. Das Gebäude ist von der Innenstadt und anderen Universitätsgebäuden tags-über im 10-minuten-Takt mit dem Bus zu erreichen. Dies ist relevant, da die Studieren-den für andere Veranstaltungen des Studienfaches oder der Nebenfächer zwischen den Standorten der JMU wechseln müssen, die über die ganze Stadt verteilt sind.
Im Zuge der Entwicklungen im Projekt wurde der Veranstaltungsraum mit einem medientechnischen Setup ausgestattet. Dieses wurde basierend auf den Pilotierungen synchron-hybrider Seminare und der Analyse recherchierter, bereits bestehender good-practice-Beispiele an anderen Hochschulen entwickelt. Die Planung und Umsetzung er-folgten in enger Zusammenarbeit mit einem externen IT-Dienstleister und den Abteilungen ‚Multimedia‘ und ‚Netzwerk‘ des Rechenzentrums der Universität Würzburg. Damit wurde ein grundlegendes medientechnisches Setup entwickelt, dass die gegenseitige Hör- und Sichtbarkeit aller Teilnehmenden im Setting verbessert und eine einfachere Bedienbarkeit durch eine zentrale Steuerung gewährleistet.
Das medientechnische Setup setzt sich zusammen aus den folgenden Komponenten:
- einem flexibel beweglichem Smartboard mit aufgebautem MeetUp (K1; Video- und Audiotechnik) und eingebautem Windowsrechner,
- einem Beamer mit Anzeigefläche an der Vorderseite des Raums,
- zwei Bildschirmen (50“), die an den beiden längeren Raumseiten diagonal angebracht sind,
- zwei, jeweils über den Bildschirmen angebrachten steuerbaren Kameras (K2 & K 3),
- vier Deckenmikrophone, die parallel im vorderen und hinteren Bereich
- des Veranstaltungsraums angebracht sind
- ein Wurfmikrophon in Form eines Würfels,
- ein Ansteckmikrophon und
- zwei Lautsprecher, die an der Vorderwand rechts und links neben dem Whiteboard installiert sind.
Alle technischen Komponenten sind miteinander verbunden und laufen in einem zentralen Bedienpanel zusammen, an welchem ein Endgerät (mittels HDMI & USB) angeschlossen werden kann. Über das Bedienpanel können alle Komponenten (Video, Audio, Kamera) einzeln gesteuert und voreingestellte Szenarien ausgewählt werden. Diese Voreinstellungen lassen sich auf das ganze Setting anwenden und können beim Start des Systems ausgewählt werden. So schalten sich beim Startfeld „Konferenz mit Diskussion“ beispielsweise direkt das Smartboard, beide Bildschirme, beide Kameras (mit spezifisch definierter Bildausrichtung auf die Teilnehmenden) und das Audiosystem ein; der Beamer bleibt ausgeschaltet. Auch für die Kameras selbst gibt es Voreinstellungen in Form von jeweils drei vordefinierten Bildausschnitten, die am Bedienpanel ausgewählt werden können. So ist eine Anzeige ins Plenum, auf die Lehrperson oder auf eine Seitenwand etwa zur Präsentation von Arbeitsergebnissen mit einem Klick am Panel möglich. Für die Flexibilisierung des Settings wurde zudem ein weiterer Netzwerk-Anschluss für das Smartboard am anderen Ende des Raumes eingerichtet. Die Nutzung des Boards ist somit an zwei Stellen im Raum mit einem Bewegungsradius von ca. 2 Metern (Begrenzung aufgrund der Kabelreichweite) möglich.
Die digitale Verbindung der vor Ort- und Online-Teilnehmenden erfolgt über die Videokonferenzsoftware Zoom (Lizenz der Universität Würzburg). Hierfür werden das am Bedienpanel ange-schlossene Gerät sowie der im Board verbaute Rechner in ein Zoom-Meeting eingewählt. Mittels der Bildschirme sind Online-Teilnehmende für die Vor-Ort Teilnehmenden und die Lehrperson dauerhaft sichtbar und werden nicht durch andere Inhalte, z.B. bei der Bildschirmteilung in Zoom, überlagert. Es besteht eine Vielzahl an Möglichkeiten sowohl Online-Teilnehmende als auch Inhalte und Arbeitsaufträge an verschiedenen Stellen im Veranstaltungsraum vor Ort anzuzeigen. Die Online-Teilnehmenden wiederum haben durch die Nutzung der drei Kameras die Möglichkeit, sich den Veranstaltungsraum vor Ort aus bis zu drei unterschiedlichen Perspektiven anzeigen zu lassen. Diese Perspektiven werden durch die Personen vor Ort ausgewählt und gesteuert. Die Online-Teilnehmenden können in Zoom darüber hinaus die Anzeigegröße der Perspektiven auf den einzelnen Kacheln individuell nachsteuern (z.B. durch Anpinnen). Abbildung 2 zeigt exemplarisch die Perspektive für Online-Teilnehmende. Abbildung 3 zeigt eine Perspektive bei der vor Ort-Teilnahme. Die Audioübertragung (Mikrophon & Lautsprecher) wird ebenfalls über das Bedienpanel gesteuert und über das dort angeschlossene Gerät mittels Zoom in den Onlineraum übertragen."
Breitschwerdt, L.; Hümmer, C.; & Egetenmeyer, R. (in Vorbereitung). Umsetzung synchron-hybrider Settings an Hochschulen. Ein Erfahrungsbericht zur Ermöglichung ko-kreativer synchron-hybrider Lehr-Lern-Settings im Hochschulkontext. In Schmidt-Lauff S. (Hg.), (Transformative) Digitale Kompetenzen – Entwicklungen für Hochschule, Studium und Gesellschaft (S. NN). Wbv.
Wir haben einen virtuellen Rundgang entwickelt, der eine interaktive Erkundung unseres hybriden Seminarraums ermöglicht. Die Tour bietet einen detaillierten Einblick in die technische Ausstattung und die flexibel gestaltbaren Räumlichkeiten. Ergänzend führt die virtuelle Tour in den angrenzenden Garten, der als Erweiterung des Seminarraums Raum für interdisziplinären Austausch bietet.
Um den Studierenden die Voraussetzungen synchron-hybrider Lehr-Lern-Settings näher zu bringen und ihnen diese bewusst zu halten, haben wir ein Poster für alle teilnehmenden Studierenden entworfen, welches neben den wichtigen Aspekten "Kommunikation", "Zusammenarbeit" und "Rollen" auch die technischen Bedingungen für das Gelingen eines hybriden Settings aufzeigt.
Das Poster können die Lehrpersonen zum Beginn des Semesters an die Studierenden ausgeben und mit diesen gemeinsam besprechen. Zudem wird es gut sichtbar im HybrIDD-Raum ausgehängt.
Zudem haben wir ein Poster für die online Teilnehmenden erstellt, anhand dessen aufgezeigt wird, wie die Studierenden in ihrem eigenen Zuhause eine Umgebung schaffen können, welche die Zusammenarbeit im HybrIDD-Raum ermöglicht und lernförderlich wirkt.
Auch dieses Poster können die Lehrpersonen zu Beginn des Semesters an die Studierenden ausgeben und gemeinsam mit ihnen thematisieren. Zudem wird es gut sichtbar im HybrIDD-Raum ausgehängt.
Daneben haben haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für alle Studierenden zum Start des Smartboards und dem Beitreten des Zoom-Meeting entwickelt. Diese wird den an synchron-hybriden Lehr-Lern-Settings teilnehmenden Studierenden zu Beginn des Semesters in Form zur Verfügung gestellt und in Form eines Posters präsent im Raum aufgehängt.
Auch haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für alle Teilnehmenden entworfen, welche den Studierenden aufzeigen soll, wie sie das Zoom-Meeting wieder verlassen und das Smartboard herunterfahren.
Diese wird den Studierenden gemeinsam mit der Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Hochfahren der Geräte zu Beginn des Semesters in Form zur Verfügung gestellt und in Form eines Posters im Raum aufgehängt.
Wir freuen uns wenn die entwickelten Materialien weiter genutzt werden oder als Impulse zur eigenen Entwicklung von Materialien genutzt werden.
Breitschwerdt, L.; Hümmer, C. & Egetenmeyer, R. (2024). Gestaltungsanforderungen hybrider Settings in der Hochschullehre aus der Perspektive von Studierenden. Bildungsforschung. 30(1). https://doi.org/10.25539/bildungsforschung.v30i1.1029
Breitschwerdt, L.; Hümmer, C.; & Egetenmeyer, R. (in Vorbereitung). Umsetzung synchron-hybrider Settings an Hochschulen. Ein Erfahrungsbericht zur Ermöglichung ko-kreativer syn-chron-hybrider Lehr-Lern-Settings im Hochschulkontext. In Schmidt-Lauff S. (Hg.), (Trans-formative) Digitale Kompetenzen – Entwicklungen für Hochschule, Studium und Gesellschaft (S. NN). Wbv.
Hümmer, C. & Egetenmeyer, R. (in preparation). More than just a question of media technology? The design of Hybrid Learning Spaces. A literature review on current empirical findings in the German higher education landscape.
Hümmer, C.; Breitschwerdt, L. & Egetenmeyer, R. (in preparation). Forms of Hybrid Learning Spaces in Higher Education - a qualitative analysis.

