Projekte der Forschungsstelle Historische Bildmedien
Forschungsprojekte:
Schulwandbilder sind ein kulturgeschichtlich höchst relevantes Bildmaterial, das auf ein kollektives und kulturelles Gedächtnis verweist. Da dieses Bildmaterial weitgehend aus den Schulen entfernt wurde, stehen die Erinnerungen an den didaktisch-methodischen Einsatz nicht mehr lange zur Verfügung. Mit dem Projekt sollen die Erfahrungen der (ehemaligen) Lehrkräfte erfasst und für eine Online-Präsentation aufbereitet werden. Über die Konzeption eines historischen Lehr-/Lernraumes in der Forschungsstelle Historische Bildmedien gilt es in einem zweiten Schritt, diese unterrichtlichen Erfahrungen in Kombination mit Bildobjekten für die museale Arbeit mit Schulklassen zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise kann zu einem intergenerationellen Dialog, zur forschenden Auseinandersetzung mit historischen Bildmedien und zur Etablierung einer schulischen Erinnerungskultur angeregt werden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen der Förderrichtlinie "Vernetzen - Erschließen - Forschen. Allianz für universitäre Sammlungen" das Gemeinschaftsprojekt INSIGHT - Signaturen des Blicks - Facetten des Sehens an der Universität Würzburg.
Schulwandbild digital: Die Forschungsstelle Historische Bildmedien war mit ihrem Schulwandbilder- und Begleittextbestand Teil des Großprojekts KALLIMACHOS, das Geisteswissenschaftlicher, Informatiker sowie Bibliothekare zusammenführte.
Welche Erinnerungen haben Senioren und Seniorinnen an ihre Schulzeit und welche Bilder sind mit diesen Erinnerungen verknüpft? Das Zeitzeugenprojekt BayBiGo ging dieser Frage nach.
Die Digitalisierung des historischen Kernbestands der Schulwandbildsammlung Forschungsstelle für historische Bildmedien Würzburg wurde aus den Mitteln des bayerischen Kulturfonds 2013 „DigiHIS“ gefördert. Das Projekt enthielt zwei Hauptkomponenten:
1. Die vollständige digitale Reproduktion des historischen Kernbestandes des Schulwandbild-Archivs der Forschungsstelle Historische Bildmedien.
2. Die Archivierung der Bild- und Metadaten in einer standardisierten Datenbank. Durch das Projekt entstant eine Informationsinfrastruktur für die Forschung mit Schulwandbildern als kulturelles Erbe und Gedächtnis. Sowohl in der Konstruktion der Metadaten als auch bei der Digitalisierung und bezüglich der Interoperabilität mit anderen Datenbanken orientierte sich das Vorhaben an den empfohlenen technologischen Standards, die den Eigenschaften des Objektes gemäß adaptiert wurden. Der historische Kernbestand der Sammlung wurde hochaufgelöst digitalisiert, systematisch erschlossen und auf diese Weise dauerhaft archiviert und für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verfügbar gemacht.
Mit BayInventa wurden zentrale Informationen und Daten zu Schulwandbildern aus den Beständen des Schulmuseums in Lohr am Main zusammengetragen. Die finanzielle Unterstützung des Lohrer Projekts erfolgte durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Die Bilder aus Lohr wurden in der Forschungsstelle Historische Bildmedien an der Universität Würzburg nach wissenschaftlichen Kriterien inventarisiert und in eine Objektdatenbank eingespeist.
Das Ziel des transnationalen Kooperationsvorhabens "Europe and Identity", das von der europäischen Union im Rahmen des Culture Programmes gefördert wurde, bestand in der Erforschung der europäischen Identität über das Medium Schulwandbild. Dafür galt es, möglichst alle zwischen 1830 und 1990 in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark produzierten Geschichtsbilder digital zu erfassen, unter europäischer Perspektive zu erforschen und zu vergleichen. Neben der Zusammenstellung der Bilder führte der internationale Austausch Wissenschaftlicher und Wissenschaftlerinnen und Kulturschaffende zusammen und entfaltete die Frage nach der „europäischen Identität“ mehrperspektivisch.
Am 2. und 3. April 2009 fand im Toscanasaal der Würzburger Residenz ein im Rahmen des Kooperationsprojekts von der Forschungsstelle Historische Bildmedien der Universität Würzburg ausgerichteter internationaler Kongress zum Thema Europe and identity – History on wall charts in an european perspective statt. Projektbeteiligte waren neben der Forschungsstelle Historische Bildmedien das damalige Nationaal Schoolmuseum Rotterdam (heute Nationaal Onderwijsmuseum Dordracht), Niederlande und das damalige Dansk Skolemuseum Kopenhagen, Dänemark.
Ausstellungsprojekte:
In diesem Kooperatinsprojekt zwischen der Forschungsstelle Historische Bildmedien und dem niederländischen Nationaal Onderwijsmuseum in Dordrecht sowie mit dem niederländischen Historiker Gerard Groeneveld wurde die mediale Indoktrination von Kindern und Jugendlichen im Nationalsozialismus aufgearbeitet und in einer gemeinsamen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung lief von Juli 2020 bis Oktober 2021.
Die Winterausstellung „Winter – Weihnacht – Winterschlaf“ war eine Kooperation der Forschungsstelle Historische Bildmedien mit dem Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg in Würzburg. Die Ausstellung präsentierte vom 6.12.2016 bis zum 26.3.2017 eine Auswahl von Schulwandbilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Durch die Zusammenstellung von Bildern zu einer Thematik aus unterschiedlichen Zeiten ließen sich besonders gut gestalterische Veränderungen nachvollziehen und zugleich erstaunliche Gemeinsamkeiten entdecken.
Zur Ausstellung wurde eine Broschüre mit Bildern und weiterführenden Informationen herausgegeben. Bei Interesse können Sie sich an die Forschungsstelle Historische Bildmedien wenden.
Das Nationaal Onderwijsmuseum in Dordrecht zeigte im Sommer 2016 die Ausstellung „STRIJD! Heldenhaftig verleden op schoolpaten“ [„Kampf- Heldenhafte Vergangenheit auf Schulwandbildern“]. Präsentiert wurden ausgewählte historische Anschauungsbilder für den Geschichtsunterricht, darunter über 30 Bildexponate aus der Sammlung der Forschungsstelle historische Bildmedien.
Ausstellung im Botanischen Garten Würzburg vom 01.10.2015 - 30.11.2015. In einer Zeit ohne Internet und Beamer wren es schulische Wandbilder, die das zu lehrende Wissen in der Schule veranschaulichten. Im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert stellten sie neben dem Schulbuch das zentrale Lehrmedium dar. Zu allen Unterrichtsfächern wurden Schulwandbilder produziert – auch für den Unterricht in der Botanik. Mit Schulwandbildern konnte der heimatliche Nahraum mit seinen Pflanzen und Früchten ebenso erkundet werden wie ferne Landschaften. Von Aronstab bis Zimt visualisierten die Bildtafeln die Welt der heimischen und exotischen Gewächse. So spiegelt sich in den schulischen Bildmedien gleichsam der Kosmos der Natur. Im Kooperationsprojekt der Forschungsstelle Historische Bildmedien mit dem Botanischen Garten Würzburg treffen Schulwandbilder nun mit der realen Pflanzenwelt zusammen.
So lautete der Titel der Sonderausstellung im Lohrer „Fischerhaus“ vom 17.5.2013 bis 9.6. 2013. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit des Lohrer Schulmuseums mit der Forschungsstelle Historische Bildmedien. Sie bot anhand von vielen großformatigen Schulwandbildern, Auszügen aus Fibeln usw. einen guten Überblick über die bekanntesten deutschen Märchen und deren Präsentation und Behandlung in der Schule.
Unter dem Motto "Die Welt im Spiegel europäischer Bildpolitik - Afrika" wurden von Studierenden und Mitarbeitern des Lehrstuhls Systematische Bildungswissenschaft unter der Leitung von Dipl. Päd. Magdalena Zellfelder ausgewählte Schulwandbilder zum Thema Afrika analysiert.
Die insgesamt vierzehn Schulwandbilder veranschaulichten exemplarisch, wie unsere Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents und seiner Kulturen in einem Zeitraum von 1890 bis 1970 didaktisch geformt wurde und wie sich die dahinterstehenden Konzepte und Bildpolitiken im Laufe der Jahre verändert bzw. fortgeschrieben haben.
Die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts lassen sich kaum unter einem vereinigenden Schlagwort zusammenfassen. Sie markieren zum einen die Gründerjahre der Bundesrepublik, den Wiederaufbau und das „Wirtschaftswunder“, zum anderen zeigen sie sich als „bleierne Zeiten“ (Axel Schildt), mit einer idyllisierenden Harmoniebedürftigkeit und einer aufgeschobenen Vergangenheitsbewältigung.
Schulwandbilder greifen wesentliche Aspekte dieser historischen Epoche auf. Sie werden so zu aussagekräftigen Quellen, die die Verbindung zwischen dem Vermittlungsanspruch der Schule und dem Zeitgeist der fünfziger Jahre deutlich machen.
Die Ausstellung Zwischen Wohnungsnot, Wiederaufbau und Wirtschaftwunder - Schulwandbilder der „50er Jahre“ verdeutlichte an ausgewählten Bildbeispielen den Niederschlag des besonderes Zeitgeistes in den schulischen Bildmedien.
Bereits im Potsdamer Abkommen vom August 1945 wird die Auflage formuliert, das Erziehungswesen so zu überwachen, dass „eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht wird”. Mit der Gründung der Bundesrepublik entsteht in der Erziehung zur Demokratie ein gesellschaftliches und bildungspolitisches Aufgabenfeld von größter Tragweite. Die Kenntnisse um die Strukturen und Grundlagen einer legitimierten rechtsstaatlichen Ordnung sind zu vermitteln. Dabei soll, entgegen einer „synthetischen Demokratie” von oben oder einer Demokratie als „Produkt alliierter Besatzungspolitik” , eine gelebte Form der Demokratie befördert werden. Die Schulen sind dafür zentrale Orte. Sie erhalten in der jungen Bundesrepublik die Aufgabe, die demokratische Verfassung, den liberalen und sozialen Rechtsstaat transparent zu machen und über die Rechte und Pflichten der Bürger des neuen Staates aufzuklären. Auf Schulwandbildern dieser Zeit wird dies durch neue Serien zur politischen Bildung wirksam. Jedoch zeugen auch die Bilder anderer Fächer vom neuen Geist des Aufschwungs. Für die Gründerjahre der Bundesrepublik ist der Wunsch prägend, die „verlorenen Jahre“ im Zeichen des aufblühenden Wohlstands nachzuholen. Die Gleichzeitigkeit von Beharrung und Aufbruch wird zum Signum der Zeit.
Die schulischen Wandbilder der fünfziger Jahre lassen sich als Teil eines Aufbruchs- und Demokratisierungsprozesses auffassen. Während die „düsteren Schatten des Krieges und der Kriegsfolgen” noch auf der Alltagswirklichkeit der Deutschen Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre liegen, signalisieren die schulischen Wandbilder Fortschrittsoptimismus zwischen „Traditionalismus und Modernität”.