Intern
Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen

Kinder hassen Schlangen

18.03.2018

Wenn Kinder auf dem Spielplatz spielen, stellen sie sich nicht ewig bei der Schaukel oder der Rutsche an. Sie verlieren schnell die Geduld und wenden sich ab. Oder sie fangen an, Blödsinn zu machen. Deshalb sollte man Spielerinnen auch beim Training nie warten lassen. Denn: Kinder hassen Schlangen.

Wir sind als Erwachsene schon schnell genervt, wenn wir im Supermarkt zu lange in der Schlange stehen müssen. Kinder und Jugendliche haben noch weniger Geduld als Erwachsene und verlieren beim Warten noch schneller die Lust. JedeR hat vielleicht schon einmal beim Training erlebt, dass die Spielerinnen in der Schlange anfangen, Blödsinn zu machen. Sie quasseln, sie schlagen Räder oder verpassen ihren Einsatz, wenn sie an der Reihe sind.

Der Grund hierfür liegt im unmittelbaren Spieltrieb und Bewegungsdrang von Kindern. Sie kommen aus der Schule, in der sie den ganzen Tag still sitzen mussten und wollen ihre Bewegungsenergie loswerden. Außerdem haben sie in der Schule selten direkte Erfolge. Beim Fußball erleben sie unmittelbar, dass ihre Energie zu Ergebnissen führt - einem geschossenen Tor, einem eroberten Ball oder einem gelungenen Dribbling. Das geht aber nur, wenn sie nicht warten müssen.

Ein weiterer Vorteil ohne Schlangen ist, dass wir beim Training die sogenannte "time on task", die tatsächliche Zeit für die Trainingsformen erhöhen. Während die Spielerinnen stehen, lernen sie nicht, wenn sie aber den Ball am Fuß haben, verbessern sie ihre Fähigkeiten. Schlangenzeit ist also keine Lernzeit. Damit wir die Lernzeit erhöhen, müssen die Spielerinnen also ständig in Bewegung sein.

Besonders einfach können wir dies durch parallel aufgebaute Übungen erreichen, bei denen die Spielerinnen in Gruppen zwischen den Stationen wechseln. Dazu braucht es nicht mehr als ausreichend Hütchen, vier bis fünf Sets farblich unterschiedliche Markierleibchen und zwei Mini- oder Stangentore. Die Abbildung veranschaulicht ein Beispiel für eine Trainingseinheit ohne Wartezeiten.

Bei diesem Trainingsaufbau werden die Spielerinnen in Vierer-Teams eingeteilt. Bleiben dann Spielerinnen übrig, so lässt sich jede Station auch mit mehr Spielerinnen gestalten. Das Eckle kann auch mit fünf oder sechs Spielerinnen gespielt werden, das 4v4- kann auch als 5v4-Unterzahlspiel gespielt werden usw. Bis 19 Spielerinnen reichen vier Stationen, ab 20 Spielerinnen sollten es fünf sein. Sind es weniger als 16 Spielerinnen, kann auch eine Station immer frei bleiben.

Je nach Altersstufe und Fähigkeitsniveau wird die Zeit pro Station auf ca. sieben bis zehn Minuten begrenzt und anschließend getauscht. Nach zwei absolvierten Stationen darf es ruhig eine zweiminüntige Pause sein. Kleiner Tipp: Bereits vor Beginn des Stationentrainings erhält jedes Team eine eigene Leibchenfarbe - dadurch wird der Trainingsablauf flüssiger. 

Dieser Hauptteil eines Trainings kann um Spielformen, auch aus anderen Sportarten sowie Aufwärmübungen am Ball ergänzt werden. Denn der Vorteil einer Trainingseinheit ohne Warten in der Schlange ist, dass die Spielerinnen stets in Bewegung sind. Dann kann eine Einheit auch mal 75 Minuten umfassen und hat dennoch einen besseren Trainingseffekt als 90 Minuten auf den eigenen Einsatz warten. Und eine kleine Anekdote am Rande: wer sich die Trainingseinheiten beim DFB anschaut, wird verwundert sein, wie oft die Kinder in den Übungen Schlange stehen sollen :). (Fotos: DFB; pixelio.de; NFZ-Juniorinnen)